Patch 11.1.7, das Vermächtnis von Arathor bringt ein sehr wild diskutiertes neues Feature mit. Der Kampfassistent sowie der deutlich kritisch gesehene Ein-Tasten-Assistent. Die Kernfunktion dieser beiden neuen Funktionen liegt darin, Spielern die nächste empfohlene Fähigkeit vorzuschlagen oder diese sogar teilweise zu automatisieren. Beide Systeme können unter Optionen -> Gameplay – Verbesserungen gefunden und aktiviert oder deaktiviert werden.
Während der Kampfassistent die Funktionen von bekannten Addons wie Hekili oder MaxDPS ersetzt, wodurch Euch durch blaue Hervorhebungen um Fähigkeiten in Euren Aktionsleisten die nächste empfohlene Fähigkeit vorgeschlagen wird, welche Ihr am besten einsetzen sollt, geht der der Ein-Tasten-Assistent noch eine Stufe weiter.
Beim Kampfassistenten spielt Ihr noch normal mit den einzelnen Fähigkeiten Eures Charakters. Beim Ein-Tasten-Assistent wird dieses, wie es der Name bereits erahnen lässt, auf eine einzelne Taste heruntergebrochen.
Ihr könnt diese eine „Fähigkeit“ ebenfalls in Eure Aktionsleisten ziehen und müsst dann theoretisch für eine empfohlene „Standard-Rotation“ nur noch eine einzelne Taste immer wieder und wieder drücken.
Wir gehen jetzt in diesem folgenden Text genau auf beide Features ein und ziehen gemeinsam ein Fazit, was wir von diesem neuen Feature halten. Eure Meinung interessiert uns dazu auch sehr, gerne ab damit in den Kommentarbereich.
Der Kampfassistent
Der Kampfassistent ist im Wesentlichen ein intelligentes visuelles Hilfsmittel, das darauf abzielt, Spielern die optimale Nutzung ihrer Fähigkeiten in Echtzeit zu erleichtern. Er ist als Lern- und Unterstützungswerkzeug konzipiert, das sich nahtlos in das bestehende UI integriert.
Verhalten und Ablauf der Darstellung:
- Visuelle Hervorhebung: Die primäre Funktion ist die farbliche oder umrandende Hervorhebung des Icons der empfohlenen Fähigkeit in der Aktionsleiste des Spielers. Diese Hervorhebung ist dynamisch und ändert sich je nach der aktuellen Kampfsituation und den verfügbaren Fähigkeiten des Spielers.
- Prioritäten-Logik: Im Hintergrund arbeitet eine ausgeklügelte Logik, die die „perfekte“ oder zumindest eine sehr effiziente Rotation für die aktuelle Klasse und Spezialisierung des Spielers berechnet. Diese Logik berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren:
- Klassen- und Spezialisierungsspezifikation: Jede Klasse und Spezialisierung hat ihre eigene „Rotation“ oder „Prioritätenliste“ für Fähigkeiten. Der Kampfassistent ist darauf trainiert, diese zu kennen.
- Ressourcenmanagement: Ob es sich um Mana, Energie, Wut, Runenmacht, Seelensplitter oder eine andere Ressource handelt, der Assistent berücksichtigt den aktuellen Stand der Ressourcen und schlägt Fähigkeiten vor, die optimal mit dem Ressourcenfluss zusammenarbeiten.
- Abklingzeiten (CDs): Kurz- und Langzeit-Abklingzeiten von Fähigkeiten werden berücksichtigt. Der Assistent schlägt nur Fähigkeiten vor, die gerade verfügbar sind oder bald verfügbar sein werden, und hilft dabei, Fähigkeiten auf Cooldown nicht zu übersehen.
- Buffs und Debuffs: Das Vorhandensein von Stärkungszaubern (Buffs) auf dem Spieler oder Schwächungszaubern (Debuffs) auf dem Ziel kann die Priorität von Fähigkeiten ändern. Zum Beispiel könnte eine Fähigkeit, die durch einen aktiven Buff verstärkt wird, höher priorisiert werden.
- Kampfsituation (Einzelziel vs. Mehrfachziel): Der Assistent ist in der Lage, zu erkennen, wie viele Gegner sich in Reichweite befinden. Bei einem einzelnen Ziel werden spezifische Einzelziel-Fähigkeiten priorisiert, während bei mehreren Zielen Flächenschaden-Fähigkeiten (AoE – Area of Effect) oder Fähigkeiten, die mehrere Gegner gleichzeitig treffen, bevorzugt werden. Dies ist ein entscheidender Vorteil, da viele Spieler Schwierigkeiten haben, schnell zwischen diesen beiden Modi zu wechseln.
- Procs (zufällig ausgelöste Effekte): Viele Klassen haben Fähigkeiten, die durch Procs ausgelöst werden können (z.B. ein kostenloser Einsatz einer Fähigkeit oder erhöhter Schaden). Der Assistent erkennt diese Procs sofort und hebt die entsprechende Fähigkeit hervor, damit der Spieler sie nicht verpasst.
- Keine Automatisierung: Wichtig ist, dass der Kampfassistent keine Fähigkeiten automatisch auslöst. Er ist rein ein visuelles Hilfsmittel. Der Spieler muss die vorgeschlagene Fähigkeit immer noch manuell anklicken oder die entsprechende Taste drücken.
Vorteile und Zielgruppe:
- Ideal für Neueinsteiger: Erleichtert den Einstieg in die komplexe Welt von WoW, indem er die anfängliche Überforderung mit den vielen Fähigkeiten reduziert.
- Klassenwechsel und Zweit-Chars: Hilft Spielern, die eine neue Klasse oder Spezialisierung lernen, sich schnell an deren grundlegende Spielweise zu gewöhnen.
- Gelegenheitsspieler: Ermöglicht es Spielern, die nicht jede Patchnotes lesen oder detaillierte Guides studieren wollen, trotzdem eine vernünftige Leistung im Kampf zu erbringen.
- Reduzierung von „Decision Fatigue“: In schnellen Kampfsituationen kann die ständige Entscheidung, welche Fähigkeit als Nächstes eingesetzt werden soll, ermüdend sein. Der Assistent nimmt einen Teil dieser mentalen Last ab.
- Alternative zu Addons: Reduziert die Notwendigkeit von Drittanbieter-Addons wie Hekili, die ähnliche Funktionen bieten. Dies sorgt für eine konsistente und potenziell stabilere Erfahrung, da diese Funktion direkt von Blizzard gewartet wird.
Der Ein-Tasten-Assistent
Der Ein-Tasten-Assistent ist eine Komfortfunktion, die darauf abzielt, die mechanische Komplexität des Spiels für bestimmte Spieler weiter zu reduzieren. Er ist eine Option für diejenigen, die die manuelle Auslösung einer Vielzahl von Tasten als Barriere empfinden. Den eigentlichen „Zauber“ findet Ihr in Eurem Zauberbuch oben rechts. Zieht diesen einfach in Eure Aktionsleisten.
Funktionsweise im Detail:
- Zuweisung einer Taste: Der Spieler wählt eine einzige Taste auf seiner Tastatur oder Maus, die als „Ein-Tasten-Assistent“-Taste fungiert.
- Sequenzielle Auslösung: Bei jedem Drücken dieser zugewiesenen Taste löst das Spiel automatisch die nächste empfohlene Fähigkeit aus der vorher vom Kampfassistenten bestimmten Prioritätenliste aus. Der Spieler muss also nicht mehr überlegen, welche Fähigkeit er als Nächstes drückt, sondern drückt einfach wiederholt dieselbe Taste.
- Intelligenz der Auswahl: Die Auswahl der Fähigkeit, die ausgelöst wird, basiert auf derselben intelligenten Logik des Kampfassistenten: Ressourcen, Abklingzeiten, Procs, Buffs/Debuffs und die aktuelle Kampfsituation (Einzelziel/AoE) werden berücksichtigt.
- Der GCD-Malus (Global Cooldown Malus): Dies ist der entscheidende Balancemechanismus dieser Funktion. Wenn eine Fähigkeit über den Ein-Tasten-Assistenten ausgelöst wird, unterliegt sie einem geringfügigen Global Cooldown (GCD)-Malus von 25 %. Das bedeutet, dass der nächste Fähigkeitseinsatz (egal ob manuell oder über den Assistenten) eine winzige Verzögerung erfährt, die länger ist als der normale GCD, wenn man Fähigkeiten manuell optimal einsetzen würde.
- Zweck des Malus: Der Malus soll sicherstellen, dass das manuelle Beherrschen der Rotationen weiterhin belohnt wird und die Option nicht zur „Best-in-Slot“-Methode für maximale Leistung wird. Er schafft eine klare Hierarchie: Manuelles Spielen ist optimal, der Ein-Tasten-Assistent ist eine bequeme, aber leicht suboptimale Alternative.
Vorteile und Zielgruppe:
- Barrierefreiheit: Dies ist der wichtigste Aspekt. Spieler mit körperlichen Einschränkungen, die Schwierigkeiten haben, eine Vielzahl von Tasten schnell und präzise zu bedienen, können durch diese Funktion das Spiel umfassender erleben.
- Reduzierung der kognitiven Last: Ermöglicht es Spielern, die sich lieber auf Aspekte wie Movement, Positionsspiel, Mechaniken des Bosskampfes oder das Verfolgen von Adds konzentrieren möchten, anstatt ihre Fähigkeiten-Rotation zu mikro-managen.
- Extrem Gelegenheitsspieler: Spieler, die wirklich nur für die Story oder das Erkunden spielen und Kämpfe als notwendiges Übel ansehen, können so einfacher durch den Inhalt kommen.
- Entlastung in stressigen Situationen: Auch erfahrene Spieler könnten den Ein-Tasten-Assistenten in extrem stressigen Situationen, in denen ihre Konzentration auf andere Aspekte des Kampfes gerichtet sein muss, kurzzeitig als Backup nutzen (obwohl der GCD-Malus dies weniger attraktiv macht).
Fazit / Philosophie
Die Einführung des Kampfassistenten und des Ein-Tasten-Assistenten in World of Warcraft Patch 11.1.7 ist ein klarer Ausdruck von Blizzards Strategie, das Spiel zugänglicher zu machen und die „Quality of Life“ für eine breitere Spielerschaft zu verbessern, ohne dabei die Kernerfahrung für erfahrene Spieler zu kompromittieren.
- Inklusion und Barrierefreiheit: Die wohl wichtigste treibende Kraft. Blizzard erkennt an, dass die Komplexität von modernen MMO-Rotations für viele Spieler eine Hürde darstellen kann, sei es aufgrund mangelnder Erfahrung, Zeitinvestition oder physischer Einschränkungen. Diese Features senken die Einstiegshürde erheblich und ermöglichen es mehr Menschen, die reichhaltigen Inhalte von World of Warcraft zu genießen.
- Reduzierung der Abhängigkeit von Drittanbieter-Addons: Jahrelang haben Addons wie Hekili eine wichtige Rolle für viele Spieler gespielt, die eine Hilfestellung bei ihren Rotationen suchten. Indem Blizzard diese Funktionalität nativ ins Spiel integriert, verbessert es die Stabilität des Clients, reduziert potenzielle Probleme mit fehlerhaften Addons und schafft eine einheitlichere Spielerfahrung. Es ist ein Schritt, um Kernfunktionen, die von einem großen Teil der Community genutzt werden, direkt anzubieten. Zudem hat Blizzard bereits angekündigt, ihren allgemeinen Umgang mit Addons zu überdenken. Mehr Informationen darüber findet Ihr im letzten WoWCast oder in folgender Zusammenfassung von uns.
- Balance zwischen Zugänglichkeit und Meisterschaft: Dies ist ein heikler Grat, den Blizzard hier beschreitet. Die Implementierung des GCD-Malus für den Ein-Tasten-Assistenten zeigt deutlich, dass das Entwicklerteam Wert auf die Aufrechterhaltung eines „Skill-Gaps“ legt. Das manuelle Beherrschen der Klasse und das Optimieren der Rotation bleibt der Weg zur maximalen Leistung. Der Assistent ist eine Stütze, keine Abkürzung zur Perfektion. Das Spiel bleibt skillbasiert, aber der Mindesteinstiegs-Skill wird gesenkt.
- Fokus auf den Kern des Spiels: Durch die Automatisierung oder Vereinfachung der Rotationsmechanik können sich Spieler stärker auf andere, oft als „spaßiger“ empfundene Aspekte des Spiels konzentrieren: die Erkundung der Welt, das Meistern von Boss-Mechaniken, das Zusammenspiel im Team, das Storytelling und das soziale Miteinander. Der Kampf wird weniger zu einer Fingerübung und mehr zu einem Mittel zum Zweck des Erlebens.
- Evolution des Spielerlebnisses: WoW hat sich über die Jahre stark weiterentwickelt. Was früher als „Casual-Option“ galt, ist heute der Standard für viele Spieler. Blizzard passt sich den Bedürfnissen seiner aktuellen und zukünftigen Spielerschaft an, um das Spiel relevant und attraktiv zu halten.
Insgesamt ist die Einführung dieser Kampfassistenz-Features ein mutiger Schritt, der die Philosophie von Inklusivität und Benutzerfreundlichkeit unterstreicht, ohne dabei die tieferen Schichten der Spielmechanik für diejenigen zu opfern, die sie beherrschen wollen. Es ist eine Erweiterung des Werkzeugkastens, den Spieler zur Verfügung haben, um ihr World of Warcraft-Erlebnis so zu gestalten, wie es für sie am besten funktioniert.